Confirmation Bias. So lautet einer der gängigsten Denkfehler. Wir tendieren dazu neue Informationen so zu interpretieren, dass diese kongruent mit unseren Weltanschauungen, Ansichten und Überzeugungen sind. Prominenter Weise macht uns das Mr. Trump vor. Aber, damit ist er in bester Gesellschaft. Bekommen wir neue Informationen, die zu unseren Ansichten nicht passen, filtern wir diese aus. Es ist einfach, und läuft fast "wie von selbst".
Das Beispiel mit der Zahlenreihe "2-4-6" wurde als Experiment an einer amerikanischen Universität durchgeführt. Studenten sollten die zugrunde liegende Regel herausfinden, genauso wie viele von Ihnen es im ISMAN & Partner Facebook-Post gemacht haben. Der Professor hatte die Regel auf der Rückseite eines Blatt Papiers notiert.
Die Mehrzahl der Studenten sagten "8-10-12-14", worauf die Antwort des Professors stets "Passt auf die Regel" lautete. Und so zogen die Studenten sehr schnell den Schluss, die Regel müsse "+2 auf die nächste Zahl" lauten. Dies war jedoch nicht die Regel auf der Rückseite des Blattes. In dem Experiment versuchte lediglich eine einzige Person ganz unterschiedliche Zahlen zu benutzen: "7", "56", "-11", "9", "-33" etc. Er hatte eine Idee, die er zu falsifizieren versuchte. Er nannte so lange weitere Zahlen, bis er seine Regel bestätigt sah: "Die Regel lautet, die nächste Zahl muss höher sein als die Vorherige!". Das war korrekt und stand genauso auf dem Blatt des Professors. Die Mehrzahl der Studenten versuchte also ihre Theorie bestätigt zu bekommen. Die Person, die als Einzige die Regel erraten hatte, versuchte aktiv seine Annahme zu falsifizieren!
Wir treffen im Alltag sehr schnell Annahmen über Sachverhalte, Regeln, Menschen etc. Und in der Regel betrachten wir diese als Wahrheit. Einer der Teilnehmer im Facebook-Experiment schrieb seine Regel auf und ergänzte: "Ganz sicher!". In der gleichen Art und Weise interagieren wir mit anderen Individuen. Wir bilden Annahmen über diese Personen und suchen nach Confirmation, Bestätigung dieser Annahmen. Hilfreicher und zielführender wäre es nach Anzeichen zu suchen, die unseren Annahmen widersprechen.
kommt der Bildung von Annahmen (zum Gegenüber, zum Prozess, zur eigenen - oft als schwach empfundene - Position etc.) sehr häufig vor. Hinterfragen wir nicht aktiv diese Annahmen, kann es durchaus vorkommen, dass einen Verhandlung allein deswegen scheitert. Ein sehr simplifiziertes Beispiel ist, dass Sie annehmen "Der Andere will sich eh nicht einigen". Nicht hinterfragt, wird diese Annahme dazu führen, dass Sie im Rahmen der Interaktion bewusst nach Confirmation suchen und jedes noch so kleine Anzeichen nutzen werden, um sich bestätigt zu sehen. "Ich habe es doch gewußt". Ein probates Gegenmittel in der Vorbereitung auf komplexe Verhandlungen ist es, seine Annahmen aufzuschreiben und Peers (Kollegen, Mitarbeiter, externe Dritte) zu einem "Falsifizierungs-Meeting" einzuladen.
Literaturempfehlung
Wenn Sie das Thema interessiert empfehle ich Ihnen Daniel Kahneman's "Think fast and slow"